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Schulmöbel der 1920er und 1930er Jahre im Schulmuseum VS in Tauberbischofsheim

VS-Schulmuseum 125 Jahre Schulgeschichte

Von der handwerklich gefertigten Schulbank im Kaiserreich bis zum Zeltmodul für bewegtes bodennahes Lernen: Nicht nur die Pädagogik hat sich in den letzten Jahrzehnten weiterentwickelt, sondern auch die Schularchitektur und das Mobiliar.

Wir von VS haben diese Kulturgeschichte von 1898 bis heute maßgeblich mitgestaltet.

Schulmöbel der 1920er und 1930er Jahre im Schulmuseum VS in Tauberbischofsheim

VS-Schulmuseum 125 Jahre Schulgeschichte

Von der handwerklich gefertigten Schulbank im Kaiserreich bis zum Zeltmodul für bewegtes bodennahes Lernen: Nicht nur die Pädagogik hat sich in den letzten Jahrzehnten weiterentwickelt, sondern auch die Schularchitektur und das Mobiliar.

Wir von VS haben diese Kulturgeschichte von 1898 bis heute maßgeblich mitgestaltet.

Unsere Öffnungszeiten und wo Sie uns finden

Besonders stolz sind wir darauf, dass unsere Möbel oft in den fortschrittlichsten Schulen ihrer Zeit standen – und stehen. Grund genug, den spannenden Weg im VS-Schulmuseum für Sie nachzuzeichnen. 

Besuchen Sie die ständige Ausstellung "Das Klassenzimmer vom Ende des 19. Jahrhunderts bis heute" am Unternehmenssitz in Tauberbischofsheim.

Zusammengetragen haben wir nicht nur Schulmöbel aus über 100 Jahren, sondern auch Architekturmodelle, historische Fotos, Lernmaterialien und pädagogische Manifeste. Sie formen ein Kaleidoskop, das die Entwicklung des Klassenzimmers in der ständigen Ausstellung und einem umfangreichen Katalog anschaulich macht.

Entstanden ist das Schulmuseum 1998 zum 100-jährigen Jubiläum von VS.

Öffnungszeiten: 
Nur nach Vereinbarung 

Anmeldung:
Touristik-Info Tauberbischofsheim
Tel. +49 9341 803-1010

Kosten:
Führung: 60 € für bis zu 25 Personen, je weitere Person 2 €, max. 50 Personen. Führungen auf Englisch 20 € Aufpreis

Kulturgeschichte der Schule


Was zeichnet das VS-Schulmuseum aus? Prof. Dr. Thomas Müller, Geschäftsführer VS von 1987 bis 2018, jetzt Vorsitzender der Gesellschafterversammlung, stellt das Konzept vor:

Weg von der Kasernenschule – Schulreform um 1900


Kloster und Kaserne: Das sind die beiden Vorbilder der Schulen im 19. Jahrhundert. Doch das ändert sich mit der Lebensreformbewegung um 1900.

Neue Ziele und Unterrichtsmethoden halten Einzug, Schulbau und -einrichtung verändern sich. Neben der theoretischen Kopfarbeit gewinnt jetzt auch die Handarbeit an Bedeutung; neue Erkenntnisse zu Hygiene und Ergonomie treiben die Reformen voran.

Und auch die Produktion geht mit der Zeit: Um den großen Bedarf zu decken, werden Schulmöbel bald industriell und nicht mehr handwerklich gefertigt.

 
Schwarz-Weiß-Bild eines Klassenzimmers um 1900 mit Rettig-Bänken

Erfolgsmodell Rettig-Bank

Die Rettig-Bank (Patent 1893) ist mit rund 50 Prozent Marktanteil der erfolgreichste deutsche Schulbanktyp um 1900. Das erhöhte Fußbrett ermöglicht geringere Bankabstände durch den platzsparenden Ein- und Ausstieg. Das Patent hält Paul Johannes Müller, einer der Gesellschafter von VS (1898 als „Vereinigte Schulbankfabriken“ gegründet).

 
Eine Frau kehrt neben hochgeklappten Rettig-Bänken in einem Klassenzimmer

Bessere Hygiene

Die Rettig-Bank wird zur Fußbodenreinigung einfach auf die Seite gelegt. Die Tintenfässer haben einen Schwanenhals, sodass nichts ausläuft.

 
Eine Ausstellung mit einer Reproduktion eines alten Klassenzimmers mit Rettig-Schulbänken

Ab 1903

In den Folgejahren weitet VS sein Sortiment auf alle Produkte zur Schuleinrichtung aus und benennt sich 1905 in „Vereinigte Schulmöbelfabriken“ um. Die Firma nimmt erfolgreich an wichtigen Ausstellungen teil.

 
Unterricht an einer Reformschule ca. 1908

Neues Lernen im Reformklassenzimmer

Wichtiges pädagogisches Prinzip der Reformschulbewegung: Die Schüler lernen nicht passiv, sondern betätigen sich selbst.

 
schwarz-weiß Bild eines typische Klassenzimmers aus dem Jahr 1910 mit Schiefertafel und alten Schultischen

1910

Das deutsche Muster-Klassenzimmer, gestaltet vom Innenarchitekten Bruno Paul und P. Johannes Müller als Möbelhersteller, wird 1910 auf der Weltausstellung in Brüssel präsentiert und ausgezeichnet. Weitere Medaillen folgen.

 
Schwarz-Weiß-Bild von 1912 von Schülern einer Berliner Gemeindeschule beim Pflanzenkundeunterricht im Freien

Freiluft-Unterricht

Schüler einer Berliner Gemeindeschule beim Pflanzenkundenunterricht im Freien (1912).

 
Schwarz-Weiß-Bild des Haupthauses der Waldorfschule Uhlandshöhe in Stuttgart

Die erste Waldorfschule

Die erste Waldorfschule Uhlandshöhe in Stuttgart wird 1919 für die Arbeiterkinder der Waldorf-Astoria-Zigarettenfabrik gegründet. Ansicht des 1924 errichteten Haupthauses. Anthroposophisches Bauen vermeidet den rechten Winkel und sucht nach der organischen Formgebung.

Luft und Sonne – Die 1920er bis 1930er Jahre


Nach dem Erliegen der Schulmöbelproduktion im Ersten Weltkrieg und in den Jahren der Inflation bemühen sich Schulreformer und sozial engagierte Politiker in der Weimarer Republik wieder um fortschrittliche Lösungen.

So entstehen prägnante Schulbauten im Stil der Neuen Sachlichkeit. Kurze Zeit später wirft die Weltwirtschaftskrise den Schulbau und die Schulmöbel-Herstellung wieder zurück.

Das Kind im Mittelpunkt – Internationale Fortschritte bis 1945


Der Machtantritt der Nationalsozialisten 1933 setzt den demokratischen Reformbestrebungen in Deutschland ein abruptes Ende. Die Schulreformbewegung entwickelt sich jedoch international weiter.

Eine „Pädagogik vom Kinde aus“ verlegt den Fokus auf eingeschossige Pavillons, die schnell und problemlos für den Freiluftunterricht zu öffnen sind.

Hoffnung auf Neubeginn – Schule nach dem Zweiten Weltkrieg


Nach dem Zweiten Weltkrieg sind 60 Prozent der Schulräume in Deutschland zerstört. Gleichzeitig steigen die Schülerzahlen durch Flüchtlinge und Vertriebene. Finanzielle Mittel und Rohstoffe sind knapp. Erst ab 1950, mit dem Wirtschaftswunder, verbindet sich die Hoffnung auf einen Neubeginn mit dem Schulbau.

Die Freiluftschule wird erneut zum Sinnbild der Befreiung, so sieht die französische Wiederaufbauplanung für Mainz eine Schule nach dem Vorbild der berühmten Freiluftschule in Suresnes (Frankreich) vor.

Aus Kostengründen setzen sich allerdings schon bald kompaktere Schulen durch, von denen manche Prinzipien der Reformbewegung aufnehmen. Eine grundlegende Neuorientierung des Schulwesens erfährt immer wieder Rückschläge. Auch international setzt sich die Entwicklung fort.

Chancengleichheit – Der Aufbruch der 1960er/1970er Jahre


In dieser Epoche des Schulbaubooms und der pädagogischen Reformen entsteht in der Bundesrepublik Deutschland die Gesamtschule als neuer Schultyp. Sie will die Chancengleichheit für Kinder und Jugendliche aller sozialen Schichten fördern. In der Öffentlichkeit ist sie als „bürokratische Lernfabrik“ nie breit akzeptiert.

Parallel entstehen auch andere Schulbauten. Schulmöbel sollen nun möglichst flexibel, leicht und stapelbar sein.

Lob der Vielfalt – Schule heute


Moderne Schularchitektur ist vor allem eins: vielfältig. Immer neue Spielarten und Raumkonzepte entstehen, um die Schulsituation abwechslungsreich und anregend zu gestalten. Angesichts rückläufiger Schülerzahlen infolge des „Pillenknicks“ wurden Schulneubauten seltener – seit den 2020er Jahren steigen sie in Deutschland unter anderem wegen der gestiegenen Zuwanderung wieder an und müssen dabei neuen Erfordernissen wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Ganztagsbetreuung, Integration und Inklusion gerecht werden.

Auch Umbau und Renovierung bieten Möglichkeiten, pädagogisch innovative Lern- und Lebensräume zu schaffen.

Titelblatt des Buches Das Klassenzimmer - vom Ende des 19. Jahrhunderts bis heute.
Das Katalogbuch zur Ausstellung  erhältlich im VS-Schulmuseum

Thomas Müller, Romana Schneider:
Das Klassenzimmer vom Ende des 19. Jahrhunderts bis heute / 304 Seiten, ca. 900 z. T. farbige Abbildungen

Ernst Wasmuth Verlag, Tübingen Berlin, 2010

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