Auf ein Wort mit Norman Jahn | VS

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Auf ein Wort mit Norman Jahn | VS

Ein Mann steht in einer Produktionsstätte und schaut in die Kamera

Auf ein Wort mit Norman Jahn

Die Städte Offenbach und Hanau und der Main-Kinzig-Kreis haben eine Interkommunale Kooperation abgeschlossen, um die Digitalität in Schulen voranzubringen. Welches Konzept steckt dahinter? Und wie sieht die Umsetzung aus? Fragen an Norman Jahn, Leiter Digital Pakt (IT) beim Magistrat der Stadt Offenbach am Main.

VS: Herr Jahn, was braucht es, damit die Digitalisierung von Schulen erfolgreich verläuft?

Wir dürfen die Digitalisierung nicht als Einzellösung sehen. Entscheidend ist, den Dreiklang zwischen Ausstattung – digitaler wie mobiliarer –, Pädagogik und Architektur zu finden. Wie dieser Dreiklang harmonisch wird, ist von Schule zu Schule anders. Einem Gebäude, das 150 Jahre alt ist, können wir auch mit einem LAN-Kabel nicht mehr das Fliegen beibringen. Hier muss nach weiteren Lösungen gesucht werden. Zentral ist zudem: Wenn die Pädagogik die digitale Ausstattung nicht akzeptiert, wird es schwierig. Wir müssen also die Lehrkräfte erreichen und dürfen ihnen nicht eine Lösung vorsetzen, die sich irgendwelche Schreibtischtäter in den Behörden ausgedacht haben.

VS: Wie gelingt Ihnen das in Offenbach?

Indem wir alle drei Akteure an einen Tisch bringen, ob virtuell oder in Präsenz: Lehrkräfte, Schulträger, Architekten. Am Anfang müssen wir die pädagogischen Bedarfe feststellen. Wir fragen also die Schulleitung und das Kollegium: Was glaubt ihr, dass ihr in eurer Schule braucht? Dazu geben wir ihnen Planungswerkzeug an die Hand, etwa Raumbücher, aber auch die Grundstrukturen, die wir von Behördenseite als Standard sehen. Ganz wichtig ist zudem, direkt das Thema Geld anzusprechen. So können wir gemeinsam schauen, wo bei den gemeldeten Bedarfen und dem vorhandenen Budget Spielraum ist, um unsere Ziele zu erreichen. Erst dann fängt das bürokratische Procedere an, zum Beispiel mit Ausschreibungen.

VS: Welche Rolle spielt hier das Schulamt?

Wir übernehmen die Rolle des Moderators und achten darauf, dass wir immer offen und transparent kommunizieren. Wir nehmen Dinge nicht einfach hin, weil sie schon immer so waren, sondern stellen alles immer wieder auf den Prüfstand. Wir wagen es, Dinge neu zu denken und zu schauen, wo wir dann landen. Ich muss gestehen: Das ist mühselig. Aber es bringt uns weiter.

VS: Haben Sie ein konkretes Beispiel?

Nehmen wir die Raumnot, die uns als Schulträger am meisten umtreibt. Wir müssen unseren Schulgebäuden bis 2026 „beibringen“, wie sie den Ganztag mit einer sehr hohen Qualität und Quantität umsetzen können. Bei dem Gedanken „Ganztag“ tauchen im Grundschulbereich bei vielen Lehrkräften Verlustängste auf. Nachvollziehbar, weil ihr Klassenzimmer mit ihren Materialien nach ihrem Unterricht anders genutzt wird. Deshalb müssen wir gemeinsam mit den Lehrkräften überlegen: Was können wir tun, damit die Klassenräume nach dem regulären Unterricht im Ganztag nutzbar werden.

Ein Mann steht in einer Produktionsstätte und schaut in die Kamera

„Kein Display ohne Schulung.“

VS: Wie sieht die Lösung aus?

Das Stichwort hier ist multifunktionaler bedarfsgerechter Raum, wobei es mit einzelnen Räumen nicht getan ist. Das gesamte Gebäude muss im Ganztag multifunktional nutzbar und entsprechend konzipiert sein. Ein multifunktionaler Raum ist durch Ordnungsprinzipien gekennzeichnet. Das bringt viele Vorteile, auch im regulären Unterricht. Selbst als Vertretungslehrkraft weiß ich sofort, wo sich was befindet. Die Schülerinnen und Schüler treffen in jedem Raum auf ähnliche Konzepte, in die sie sich schneller hineindenken können. Weil sich diese Ordnungsprinzipien auch in unseren weiterführenden Schulen wiederfinden, wird der Übergang von 4 auf 5 für die Kinder leichter.

VS: Welche Rolle spielen innerhalb dieses Raum- oder Schulkonzeptes digitale Medien?

Digitale Medien sind in dieses Ordnungsprinzip integriert, wobei wir die Digitalität mit der gelebten Pädagogik zusammenbringen müssen. Auch das geht nur nach dem Dreiklang-Prinzip. Wir sagen den Lehrkräften, was wir als Schulamt für Ideen und Vorgaben haben, was sich die Planer denken und fragen sie, wie sich das mit ihren pädagogischen Anforderungen umsetzen lässt.

VS: Nun haben Sie in Offenbach das Ende der Kreidezeit eingeläutet. Das bedeutet: Displays statt Tafeln in jedem Klassenzimmer. Wie nehmen Sie da die Lehrkräfte mit?

Mit den Displays ersetzen wir die Tafeln, die ja ein reines Schreibmedium sind. Das reicht heute nicht mehr. Aber uns war ganz wichtig, dass jedes Display Tafelflügel hat. Das haptische Schreiben ist also weiterhin möglich. Zudem sind wir so krisensicher im Fall eines Stromausfalles.

Ein Dozent hält eine Präsenz-Schulung für interaktive Whiteboards von VS

Unser Mitarbeiter gibt eine On-Premise-Schulung für Lehrkräfte im Main-Künzig-Kreis.

Unser Mitarbeiter gibt eine On-Premise-Schulung für Lehrkräfte im Main-Künzig-Kreis.

Unser Mitarbeiter gibt eine On-Premise-Schulung für Lehrkräfte im Main-Künzig-Kreis.

VS: Dann gibt es bei Ihnen ja noch das Motto „Kein Display ohne Schulung“ …

… das wir von der Lehrergewerkschaft GEW übernommen haben. Da lautet die Forderung: „Keine Technik ohne Schulung“. Wir haben das zu fast hundert Prozent umgesetzt: Immer dann, wenn die Boards eingerichtet wurden, haben wir vorher Schulungstermine für das Kollegium angeboten. Freitags fiel also die Kreidetafel, montags stand das digitale Board, das ab Mittwoch vollumfänglich in Betrieb genommen werden konnte. Zu dem Zeitpunkt waren die Lehrkräfte bereits geschult in der Nutzung und konnte bereits beginnen zu arbeiten. Übergangszeit somit minimiert Nutzung maximiert.

VS: Wie haben die Pädagogen auf diese Schulungsverpflichtung reagiert?

Am Anfang stand massivste Ablehnung. Vor allem, weil wir die Lehrkräfte nicht nach Offenbach geschickt haben, sondern nach Hanau. Dort steht das Digilab, das gemeinsame digitale Schulungszentrum der Städte Offenbach und Hanau und des Main-Kinzig-Kreises.
Gepunktet haben wir damit, dass die Räume im Digilab sehr gut ausgestattet sind und gleichzeitig die individuelle Raumausstattung des jeweiligen Schulträgers widerspiegeln. Wir haben zudem darauf geachtet, dass der Lehrstoff nicht überbordend ist, sondern sich gut bewältigen lässt. Außerdem stellen wir ein Handbuch zur Verfügung und haben mit Hilfe von VS Schulungsvideos gedreht. Es ist also für jeden Lerntyp etwas dabei.

VS: Wie ist es Ihnen gelungen, hier interkommunal zusammenarbeiten?

Aus dem Problem heraus, vor dem wir alle drei standen: Wie gelingt es uns, das Ende der Kreidezeit umzusetzen? Wir waren uns einig, das interaktive Touchdisplays in jedem Klassenraum die Lösung sind. Deshalb sind wir gemeinsam in die EU-weite Ausschreibung gegangen, was uns preisliche Vorteile gebracht hat. Und wir waren uns einig, dass wir Schulungen brauchen. Da bot sich ein gemeinsames zentrales Schulungszentrum an. Wir identifizierten gemeinsame Probleme und entwickelten gezielte Lösungen ohne den Individuellen Touch des einzelnen zu verlieren.

VS: Kann man bei Ihnen vorbeikommen, um sich Inspirationen zu holen?

Gerne. Denn trotz unterschiedlicher Landesschulgesetze sind viele Probleme und damit Lösungen ähnlich. Gerade Raumkonzepte sind völlig unabhängig von Schulgesetzen, da lernen wir auch immer wieder von anderen. Mehr Austausch halte ich für äußerst wichtig, jenseits aller Bürokratie. Wir nutzen Steuergelder, da darf es sowieso keine Geheimnisse geben.

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